Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Ritterhude zunächst zur Britischen Zone. Die neuen Kommandanten entließen alle von den Nazis „berufenen“ Bürgermeister – auch Christian Evers.
Zum neuen Bürgermeister in Ritterhude wurde der Sozialdemokrat Friedrich Verholen ernannt. Er erfuhr auf diese Weise ein Stück Gerechtigkeit, hatte aber jetzt eine schwere Aufgabe zu bewältigen. Eine neue demokratische Rechtsordnung und Wahlen mussten vorbereitet werden. Der erste Gemeinderat im Ort nach dem Krieg wurde 1946 gewählt. Wieder erreichten die Sozialdemokraten mit acht von 15 Sitzen die Mehrheit. Auch Friedrich Verholen wurde als Bürgermeister einstimmig wiedergewählt – demokratisch durch eine freie, geheime und gleiche Wahl – die Zeit des Wiederaufbaus unter sozialdemokratischer Führung konnte beginnen!
Ritterhudes Einwohnerzahl hatte sich 1946 durch Flüchtlinge von 3002 im Jahr 1939 auf 6057 mehr als verdoppelt. Ritterhude war vom Krieg zwar nicht allzu sehr beschädigt, allerdings waren noch acht Tage vor Kriegsende die Brücken über die Hamme gesprengt und damit die Verbindungen nach Bremen und Lilienthal zerstört worden. Ritterhude hatte jetzt Großes zu leisten. Neben dem Neu- und Ausbau der Infrastruktur nicht nur für die ursprünglichen Einwohner, sondern auch für die verhältnismäßig große Zahl an Flüchtlingen aus zerbombten Städten oder den östliche Teilen des ehemaligen Deutschlands, hatte es für Verpflegung, Bekleidung, Unterkunft, Heizung und Arbeit zu sorgen. Es galt zunächst, die Wasser-, Strom- und Gasversorgung sicherzustellen. Schon 1945 konnte die Gemeinde das im Krieg begonnene Wasserwerk übernehmen und für alle nutzbar machen, auch die Reparatur der Dammbrücke gelang früh.
Bei den Wahlen zum Gemeinderat 1948 gewann die SPD zehn von jetzt 17 Sitzen und konnte ihre aufbauende und gestaltende Arbeit fortsetzen. Fünf dieser SPD-Ratsmitglieder waren Flüchtlinge. In großem Stil begann sehr schnell der Bau neuer Wohnungen und Häuser, die Schlossbrücke wurde neu gebaut und ab Mitte der 1950er Jahre eine moderne Abwasserkanalisation. Nach und nach verschwanden die Barackenlager der Kriegszeit aus dem Ortsbild. Parallel gelang – unterstützt durch eine kluge und kommunikative Arbeit des Bürgermeisters Friedrich Verholen – die Integration der vielen neuen Bürger im Ort.
In der Amtszeit Friedrich Verholens – die insgesamt von 1945 – 1970 andauerte – konnten zahlreiche Vorhaben zur Verbesserung der Wohn- und Lebensverhältnisse in Ritterhude realisiert werden. Dazu gehörten der Erwerb eines Sportplatzes 1949, seit 1950 der Bau von Wohnhäusern und Sozialwohnungen, der Bau des ersten Jugendheims im Landkreis 1953, die Eröffnung einer Badeanstalt 1956, die Förderung der Eigentumsbildung durch Wohnhausbau mit Hilfe von Bebauungsplänen seit 1960, die Inbetriebnahme einer weiteren Schule mit Sporthalle und Hallenbad auf dem Mühlenberg 1964, der Aus- und Neubau der Riesstraße und weiterer 18 Straßen, der Bau der Mehrzweckhalle als Vorläufer des heutigen Hamme Forums bis 1964, der Bau der 1969 fertiggestellten Seniorenwohnanlage Stettiner Straße und die systematische Ansiedlung von Gewerbeunternehmen – die bereits 1950 dazu führte, dass Ritterhude nach der Kreisstadt die höchste Beschäftigungsrate in Industrie und Handwerk aufwies. Der Bau von mehr als 300 Wohnungen für Familien in den 1960er Jahren führte am Ende zu rund 7500 Einwohnern – Ritterhude war beliebter Lebens-, Wohn- und Arbeitsort geworden!

In allen Gemeinderatswahlen seit 1945 konnten wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten die Mehrheit der Sitze erringen – eine großartige Belohnung für eine bürger-und zukunftsorientierte kommunale Politik mit Vernunft und Augenmaß. Zusammen mit dem 1970 zum Ehrenbürger ernannten Friedrich Verholen und den damaligen Vorsitzenden unseres Ortsvereins – allen voran Albert Spiekermann (1955–1966) – wurde die SPD Ritterhude in dieser Zeit mit rund 250 Mitgliedern ein starkes Team, dass unsere Gemeinderatsmitglieder mit guten Ideen und tatkräftiger Hilfe zuverlässig unterstützte.
Die schwierige Aufbauphase eines solidarischen und demokratischen Gemeinwesens war geschafft