1. Können Sie uns sagen, was Sie während der massiven Einschränkungen am meisten vermisst haben?
„Ganz besonders belastend fand und finde ich das Kontaktverbot. Keinen persönlichen Kontakt mit der eigenen Familie zu haben, mit ihnen nur über Telefon oder Video zu kommunizieren, war und ist auch heute noch sehr schwer. Besonders meine Enkelkinder nicht sehen zu können, sie nicht umarmen zu dürfen, habe ich sehr vermisst. Wir sehen uns mittlerweile wieder, aber der Kontakt mit meinen eigenen Eltern läuft weiterhin nur über Telefon. Sie leben ca. 90 Kiometer von uns entfernt, und aufgrund ihres Alter gehören sie zur Risikogruppe, und wir müssen sie natürlich besonders schützen.“
2. Gibt es etwas, was Sie aus dieser Zeit für sich persönlich mitnehmen?
„Wir sollten uns alle noch sehr viel mehr damit auseinandersetzen, wie schnell sich unser gesamtes Leben verändern kann. Ein Gefühl, das auch ich ganz persönlich noch einmal sehr stark empfunden habe. Wir leben in einer globalisierten Welt, und wenn in solchen Krisen, jedes Land, jede Nation nur in ihren eigenen Grenzen denkt und handelt, hat dieses Auswirkungen auf uns alle. Es wird zukünftig noch deutlich mehr auf grenzüberschreitendes Denken und Handeln ankommen.“
3. Wie erleben Sie den Alltag in Niedersachen und auch darüber hinaus?
„Für mich als Bürgermeisterin war es natürlich noch einmal eine besondere Herausforderung. Die Situation veränderte sich am Anfang fast täglich, immer mehr wurde das gesellschaftliche Leben eingeschränkt. Verordnungen wechselten sich in wenigen Tagen ab. Wir mussten uns ständig auf neue Gegebenheiten einstellen. Homeoffice, Telefon – und Videokonferenzen gehören mittlerweile zu unserem Alltag. Abstandsregelungen und Hygienekonzepte bestimmen das Bild in unserem öffentlichen Leben. Für mich ist es immer noch sehr schwer nachzuvollziehen, warum unter den einzelnen Bundesländer nicht mehr Absprachen getroffen werden. Zumindest zwischen denen, deren Grenzen so nah beieinander liegen. Hierbei geht es mir besonders um Bremen und Niedersachsen. Wie sollen denn die Bürger verstehen, warum etwas in Bremen erlaubt ist, aber in Niedersachsen verboten und umgekehrt? Hier wünsche ich mir ein deutliches mehr an Miteinander für ein besseres Untereinander, besonders in
solch schwierigen Zeiten.“